Mittwoch, 26. Dezember 2012

All-in-One PC DIY

Vor kurzem habe ich wieder eine altbekannte Unterhaltung geführt:

Er: "Hey, kannst du mir helfen? Ein Verwandter möchte seinen alten Computer ersetzen, da er nicht mehr funktioniert."
Ich: "Wofür nutzt er denn seinen Computer so?"
Er: "Naja, eigentlich surft er gelegentlich mal im Internet, liest seine eMails und macht ein bisschen was mit Office."

Mit der obligatorischen Frage nach der Nutzung lässt sich eigentlich schon immer ein recht gutes Bild davon malen, was dort eigentlich an Technik gebraucht wird. Meistens jedoch fällt die Nutzung verdammt spärlich aus. Auch wenn Computer heutzutage nicht mehr teuer sind und Desktop-Computer ohnehin auf dem Rückzug sind im verlorenen Kampf geben Note-, Net-, Ultrabooks, Smartphones und Tablets, stellt sich dem verantwortungsvollen Konsumenten doch irgendwie die Frage, weshalb man eigentlich jedes Mal für derartig dürftige Anforderungen ein neues Gerät kaufen sollte, welches im einfachsten Fall heute bereits mit einigen Gigabyte Arbeitsspeicher, einer Mehrkernprozessorarchitektur, einer Platte mit Hunderten Gigabyte Speicherkapazität und selbst für Onboardgrafiklösungen flinken Bilderzeugern daherkommt. Meine Meinung: überdimensioniert.

Also kommt die nächste Frage als logischer Schluss: warum nutzt man nicht den alten PC weiter? Antworten reichen von Hardware defekt über zu langsam bis hin zu hässlich und nicht mehr zeitgemäß. Eigentlich hätte ich in diesen fällen eher das Verständnis über einen Computer als Werkzeug in die Kategorie "nicht mehr zeitgemäß" eingeordnet. Für die beiden ersten - und tatsächlich glaubhaft argumentierbaren - Fälle lassen sich Lösungen finden. Defekte Hardware austauschen und sowohl die Flaschenhälse und Sollbruchstellen der Hardware erneuern (primär Festplatten - so hat eine SSD meinem 5 Jahre alten Notebook zu neuer Jugend verholfen - und Lüfter, bei Notebooks noch Akkus) als auch vielleicht zu der oft verhassten drastischen Maßnahme greifen, dass Betriebssystem neu aufzusetzen. In vielen Fällen deutet die Nutzung darauf hin, dass sich der geneigte Nutzer ein weiteres Geschwindigkeitsupgrade von einem Wechsel auf eine Linux-Distribution erhoffen kann.

Wie dem auch sei - aus der Idee eines Recyclings alter Technik war schnell ein neues Projekt geboren. So stand ein altes ATX-Mainboard samt Belegung in Form eines Core2Duo, 3 GB Ram, 500 GB HDD und eines Netzteils in einem alten Mini-Gehäuse vor dem Scheideweg zwischen Entsorgung und Überholung. Dazu gesellte sich ein alter 15-Zoll LCD-TFT sowie ein noch älterer 15-Zoll CRT im gleichen 4:3-Format.

Was folgte war eine Eingebung, viel Glück mit den Maßen, etliche Stunden Arbeit und ein wenig Gewalt.
...fertig. All-in-One Marke Eigenbau
Das Ergebnis kann man hier sehen - auf den ersten Blick scheint es immer noch der erwähnte 15-Zoll-Monitor zu sein. Der jedoch hat im Laufe des Projektes seine Röhre verloren und dafür das (leider etwas zu große - Scaling sei dank) TFT-Panel geerbt. Unschön und ungelöst ist die Tatsache, dass die Röhrenvorderseite gewölbt war (was auch zu den Fehlpassungen trotz gleicher Diagonale führte), während das Panel eben ist und dadurch Zwischenräume mittig an den Kanten zwischen Gehäuse und Panel entstehen. Super ist aber, dass dadurch viel Platz im hinteren Raum des Monitor-Gehäuses frei wurde. Hier wurde nun das komplette Innenleben des alten PCs hinein verpflanzt. Durch eine glückliche Fügung passte das Mainboard maßgenau in den Metalleinschub des Gehäuses. Dadurch liegt es und die CPU-Kühlung liegt auf, wodurch keine Belastung der Bohrung im Mainboard verglichen zu einem senkrechten Einbau folgen. Gleichzeitig wird das Anschlusspanel des Mainboards nach hinten aus der Gehäuserückseite herausgeführt. Ein bisschen gebohrt, geklebt und geschraubt, schon sitzen auch Festplatte und Netzteil - von innen an die obere Seite der Gehäuserückseite montiert.
All-in-One-DIY Innenleben
Nur noch den ehemaligen Monitor-Powerknopf als Power-On umfunktionieren und mit dem Mainboard verbinden, das Gehäuse zusammenschieben, Strom und Peripherie anschließen und ab gehts. Aus alt und ungeliebt macht neu und stylisch. Naja...neu erfunden habe ich damit zwar die Idee des All-in-One nicht, aber drei recycelte Geräte und ein Wolf im Schafspelz sprechen für sich, denke ich. Surfen und Exceln kann man damit allemal.

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