Mit der SATURN-Filiale in den Schlossarkaden in Braunschweig verbinde ich - sonst gegenüber "Wir sind in allem gut!"-Märkten eher kritisch eingestellt - ein tolles Kauferlebnis. Vor inzwischen etlichen Jahren überflog ich morgens in der Lokalzeitung das Angebot besagter Filiale und fand einen faszinierenden Inventurabverkauf: einen Acer T230H. Dieser Monitor ist einer der ersten einigermaßen erschwinglichen Touchscreens mit einer für solche Zwecke enormen Größe von 23 Zoll und einem auch sonst für damalige Maßstäbe brauchbaren Panel. Der Knüller war der Preis von unter 200,- €. Obwohl ich das Angebot für eine Ente hielt, raste ich in die Stadt und ergatterte tatsächlich das augenscheinlich letzte von 3 angepriesenen Exemplaren. Danke Saturn!
Natürlich hat der Touchscreen mit der Multitouch-Funktion (nachweisbar bislang unter Windows nur Dual-Touch) technisch wenig mit den heutigen Touchscreentechnologien gemein, sondern scheint über eine Optik im Gehäuserand bereits nahende Berührungsabsichten per USB an den PC zu melden. Die Genauigkeit ist sicher nicht überragend, aber mit einer entsprechenden Oberfläche (a.d.R. und hier liegt der Hund bis heute begraben!) absolut zufriedenstellend. Es hat etwas vom Stil eines "Minority Report", wenn man mit der Hand über eine 23-Zoll große Monitorfläche wischt und dabei nicht nur den Staub wegwischt.
Nach kurzer Euphorie stellte sich erste Ernüchterung ein, da die alberne Vorstellung, länger mit beiden Händen an einem Monitor arbeiten zu können, der vor einem steht ungefähr so absurd ist wie vertikales Pizzaessen. Die Arme sind derart schnell erschöpft, dass man doch wieder zum Touch-Hilfsmittel #1 greift, der Maus. Also musste eine Lösung her. Wer mit der Arbeit mit mehreren Monitoren vertraut ist, wird vielleicht schon mal darüber nachgedacht haben, die Monitore nicht nur NEBENeinander, sondern ÜBEReinander aufzustellen. Somit war der große Bruder des von der Nintendo DS bekannten Designs geboren. Während man sämtliche Fenster im unteren Monitorbereich bequem mit der Hand bedienen konnte, war der obere Monitor ein klassischer Vertreter und wurde mit Maus und Tastatur bedient. Besonders angenehm wäre natürlich gewesen, Software zu testen, deren Ausgabe- und Eingabe in zwei Fenster getrennt ist, wodurch die Bedienung sich erfolgreich über beide Monitore erstrecken würde.
Das Fehlen einer solchen Softwareumgebung hatte eine seltene Nutzung des Monitors zur Eingabe zur Folge. Was mich hingegen seit den ersten Berichten immer gereizt hat, war die Idee von interaktiven Tischen mit einer gleichzeitigen Anzeige- und Eingabeoberfläche. Das Microsoft Surface stellt dabei einen in der Öffentlichkeit wahrgenommenen Meilenstein dar.
Das Ziel und die nächste Verwendungsmöglichkeit für den Allrounder-Monitor war gefunden. Nun stellten sich die inhaltlichen Fragen: Wie musste ein passender Tisch aussehen? Wie käme das Loch dort hinein? Wie sollten die Anschlüsse verlegt werden? An welche Quelle sollte der neue Monitor angeschlossen werden? und nicht zuletzt: wofür nutze ich diese Konstruktion dann überhaupt?
Ein einfacher weißer Coutisch aus Holz mit einem nach unten gezogenen Rand und großen U-förmigen Hohlprofilbeinen ließ für 99,- € keine Wünsche offen. Hier konnte nicht nur leicht für ein passendes Loch gesorgt werden, für umstehende Beobachter unsichtbar das Technikchaos (anfangs noch Stromleitung inkl. Verteiler, Netzteil, USB- und HDMI-Kabel, später noch ein kompletter Computer) verborgen werden und die drei ausgehenden Kabel elegant durch die Hohlprofilbeine zum Boden geleitet werden, sondern es war auch noch preislich einiger Maßen verkraftbar, sollte das Abenteuer aus Unfähigkeit & Frust in einem wütenden Gemetzel enden.
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Vergleich Couchtisch vorher - nachher |
Das passierte dann glücklicherweise nicht. Obwohl die Designabteilung von Acer meiner primitiven Sägekunst durch die Fünfeckform des Monitors (leicht hervorstehende mittige Ecke am unteren Rand) alles abverlangte und so den Zeitplan durch wiederholtes Sägen und Feilen ordentlich durcheinanderwirbelte, konnte der Monitor schließlich durch ein Loch im Tisch fallen (das war gut, da es bedeutete, dass er passte!), dessen beklagenswerte Ränder - die Lackierung war hier der Säge zum Opfer gefallen - durch entsprechend gestutzte L-Profile aus Aluminium scham- doch wirkungsvoll verdeckt werden konnten. Gestutzt habe auch ich hinterher, da die Schändigung des Tisches ein derart kunstvolles Ergebnis hervorbrachte.
Der fertige Tisch mit den Kabeln unten links |
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Fertig verkabelter Tisch ohne Monitor von unten |
Jetzt stand das Hardwaregerüst erst einmal (BD-Laufwerk wird nachgerüstet als externes Slim-Slot-In, vielleicht sogar mit Slot im Tisch) - nun musste die Software folgen. Als Mediacenter geplant, war der erste Gedanke natürlich das neue Windows 8 mit seiner berührungsliebenden Metro-Oberfläche:
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Fertiges System mit Windows 8 und Metro |
Obwohl die Installation hinreichend problemlos von Statten ging, wurde ich mit Windows 8 überhaupt nicht warm. Die schlecht anpassbare Metro-Oberfläche erfüllte keine der gewünschten Funktionen an eine interaktive Media-Oberfläche (Musik, Filme, Bilder, Internet) in akzeptablem Umfang. Dazu gesellte sich ein hartnäckiges und bis heute ungelöstes Treiberproblem des Intel-Grafikchips seitens des Herstellers Intel, welches sich darin bemerkbar machte, dass keine Full-HD-Auflösung gleichzeitig per HDMI an den Fernseher und per VGA an den Acer ausgegeben werden konnte. Lustiger Weise äußerte sich der Fehler in der 32 Bit-Version zusätzlich durch eine Graustufenbildausgabe (dafuq?!).
Kurzum - Windows 8 war in der Gunst direkt nach 5 Stunden der Verzweiflung dann Nachts um 2 rasant gefallen. Es musste das vertraute Windows 7 her. Mangels optischen Laufwerks war auch hier nun die Installation von einem USB-Stick nötig. Ein mir bislang unbekannter Fehler während der Installation - die verzweifelte Suche der Installationsroutine von Windows-7 nach einem Festplattentreiber - lies den Blutdruck erneut nach oben schnellen. BIOS-Check, RAID ausgestellt, Windows-7-Image um RAID-Treiber erweitert - nichts davon half. Der letzte Tipp dann kam aus einem dubiosen Forum und klang eher schwach: "Wechseln Sie beim Auftreten des Fehlers mit dem Stick den USB-Anschluss, dann geht es munter weiter". Und tatsächlich! Mir wird nicht einleuchten, weshalb dieser Fehler überhaupt auftritt - geschweige denn, wieso die Lösung so aussieht, aber immerhin hat es funktioniert! Der fehlende Grafikkartentreiber macht sich zwar auch unter Windows 7 bemerkbar, jedoch funktioniert hier die volle Auflösung mit einer improvisierten Treiberlösung.
Blöd war natürlich, dass jetzt noch ein Mediacenter her musste. Zur Auswahl stand neben dem obligatorischen Windows Media Center (nah) noch die guten Erfahrungen mit dem MediaPortal und die vielversprechende Portierung des XBOX-Mediacenters XBMC für Windows. Letzteres machte den Punkt und überzeugt mich täglich mehr durch die umfangreichen funktionellen Erweiterungen, das flüssige Arbeiten, die tolle Android-App sowie die professionelle Oberfläche.
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Fertiges System mit Win 7 und XBMC |
Damit ist das Wohnzimmer jetzt zumindest erst einmal für eine gewisse Zeit technisch auf einem guten Stand und sowohl von den Standards und Möglichkeiten her top integriert als auch toll zu bedienen. Inzwischen nutze ich Unified Remote sowie die dazugehörige Android-App als komfortablen Maus- und Tastaturersatz zur Steuerung auf dem Smartphone. Acer jedenfalls fand die Idee auch nicht ganz verkehrt.
Und für jeden, der sich das noch gefragt hat: den Sound bekomme ich über das HDMI-Kabel, indem das in den AV-Receiver von Onkyo wandert (ebenfalls per Android-App steuerbar) und von dort das Bild an den Fernseher weiterleitet. Durch die Übertragung per HDMI-Kabel habe ich nicht nur ein weiteres Kabel gespart, sondern auch eine durchgehend digitale Übertragung sowie die theoretisch höchstmögliche Auflösung von 192KHz bei 24Bit aus dem Computer geholt. MP3s klingen damit aber auch nicht besser. ;)
Auf eure Meinungen und Tipps bin ich gespannt!
Hi, ich hab mir dein Projekt zum Vorbild genommen ;)
AntwortenLöschenhttp://www.imgbox.de/users/public/images/YtWzgKQCzZ.jpg
Lässt du deinen Tisch jetzt so? Ich hätte irgendwie gern noch einen gut schließenden "Plastik-Deckel", auf dem auch Getränke abgestellt werden können.
Hi, dein Tisch sieht cool aus!
AntwortenLöschenWelcher Monitor ist das? Ich kann es nicht erkennen. Hast du noch vor, die Ränder zu behandeln? Außerdem würde mich mal interessieren, wie deine Erfahrung bislang mit der Bedienung so ist und was du für ein Gerät angeschlossen hast.
Das Thema mit der fehlenden Stellfläche ist für mich bislang noch kein großes Problem, manchmal aber schon nervig. Hatte überlegt, eine einfache aber dickere Plexiglasscheibe zu nehmen.
Außerdem will ich noch ein BD-Laufwerk in die Seite einbauen (low profile SlotIn) und vielleicht in ferner Zukunft noch einen Arm mit VESA-Mount, um den Monitor herauskippen zu können.
Hi es ist ein Iiyama ProLite T2250MTS (hab ihn von ebay Kleinanzeigen für 120€ bekommen).
AntwortenLöschenBisher habe ich getestet:
Windows 8 + XBMC/Ubuntu 12.10/Android-x86
Ubuntu erkennt leider den Touch nicht, habe aber gelesen, dass man den Treiber reinfrickeln kann. Versuche ich eventuell noch.
Android-x86 hätte ich am Besten gefunden, nur leider gibt es keine Hardwarebeschleunigung für meinen HTPC (Arctic MC001-n).
Windows 8 bisher nur von USB Stick getestet. Eigentlich nicht das, was ich will. (surfen, Filme an TV ausgeben, spielen, DLNA, etc.)
Nun bekomme ich die Tage noch einen MK808 Android-Stick. Ich vermute, dass ich hier keine Touch-Treiber reinbekomme. Ansonsten wäre der natürlich die erste Wahl.
Ich denke ich werde mich demnächst mit SSD + Windows 8 + Classic Shell anfreunden (müssen). Und dabei weiter hoffen, dass Android-x86 die HW-Beschleunigung hinbekommt für den Chipsatz.
Zum Tisch ansich:
Ich habe heute 3mm Plexiglas bestellt. Das möchte ich an den Kanten biegen (1cm). Wenn alles klappt umschließt es dann den Monitor komplett wie ein Deckel. Mir geht es nicht nur um die fehlende Stellfläche, sondern auch darum, dass ein Getränk umfallen könnte.
Auf jeden Fall werden die Ränder noch mit selbstklebendem Filz verkleidet.
Das mit dem Ankippen habe ich auch schon überlegt, aber dann bräuchte man wohl noch einen Rahmen. Am allertollsten wäre eine automatische Kippfunktion mittels kleinem Motor.
BD-LW habe ich auch schon überlegt, aber ich denke das brauche ich vorerst nicht.
Hast du noch andere brauchbare Desktop-OS für x86 mit Multitouch gefunden? Ich finde da siehts zur Zeit noch ziemlich mau aus...
Zur Bedienung kann ich bisher noch nicht viel sagen. Werde ich ausgiebig testen, wenn die SSD da ist. Ich habe den Monitor übrigens verkehrt herum eingelassen, da der Blickwinkel von unten wesentlich besser ist. Bisher ist mir aber aufgefallen, dass ein ankippen das Ganze noch etwas bequemer machen würde.
Dein Monitor gleicht meinem stark, wie findest du die Touch-Genauigkeit? Das Thema Blickwinkel von unten habe ich leider vorher nicht gecheckt, aber es stimmt, dass man von unten vergleichsweise schlecht sieht. Hat dein PC tatsächlich eine ATI 5430 drin?
AntwortenLöschenAuch würde mich mal interessieren, wie du das Biegen der Kanten beim Plexiglas einigermaßen hübsch hinbekommen möchtest.
Bezüglich der OS habe ich ja von Anfang an auf Windows 8 gesetzt, aber wirklich erfolgreich war das nicht. Meiner Meinung nach sollte das OS nur die Treiber-Unterstützung mitbringen und sich sonst auch Performance-seitig im Hintergrund halten. Mit Applikation lässt sich in den meisten Fällen einfach mehr erreichen.
Interessant wäre sicherlich nochmal eine browserfähige VRML-Lösung mit Touchunterstützung. Android wiederum halte ich vor dem Hintergrund der Anwendung als HTPC App-seitig nicht für brauchbar.
Die Touchgenauigkeit ist bis auf die Ränder eigentlich in Ordnung WENN man nicht die Finger zu nah beieinander hat. So etwa unter 3cm kommt es zu Fehlern. Anonsten bin ich damit zufrieden (für das Geld jedenfalls).
AntwortenLöschenJa im Arctic ist eine ATI 5430 drin, den Arctic gibt es zZ bei Amazon für 99€, Preis-Leistungsmäßig unschlagbar. Hab jetzt noch eine 64Gb SSD drin (knapp 43€).
Schade schade, dass man mit unerem Setup nicht solche Spielereien hinbekommt wie "Handy auflegen und Daten übertragen" etc.
Wegen dem Biegen:
Da gibts bei YT ein paar Anleitungen, sieht eigentlich nicht schwierig aus. Mit Heißluftfön erhitzen und an einer Tischkante. Den 1cm Rand den man umbiegen will kann man mit einem Brett fixieren. Ich denke aber mehr als 3mm Dicke schafft man als Anfänger nicht sauber.
Nochmal zum OS:
Kommt halt drauf an, was du machen willst. Für Android gibt es sehr viele brauchbare Apps. Da geht alles von DLNA, über Surfen, sämtliche Medienverwaltung, usw.
Ich hab jetzt mal meinen Android-Stick (MK808) dran probiert. Also der Touch wird als Mausbewegung erkannt. Wie bei einem Touchpad beim Notebook allerdings. Bewegung nach rechts bewegt den Mauszeigen zwar nach rechts, aber halt an der Stelle, wo der Mauszeiger gerade ist. Und nicht da wo man den Bildschirm berührt. (Somit unbrauchbar).
Das Windows 8 performt richtig gut auf der SSD. Problem ist halt, dass mir ein XBMC nicht reicht. Ich will nicht nur Medien abspielen oder an den TV weiterreichen (das kann ich auch noch mit dem Dektop PC). Darum muss ich noch sehen, inwieweit ich mir das Windows 8 zurechtbiegen kann. 90 Tage testen sind ja erstmal gratis. In der Zeit werde ich schon rausfinden, ob das passt.
Was sind jetzt deine Hauptanwendungspunkte? Ich denke ja das Thema Multitouch-Couchtisch wird in den nächsten 10 Jahren groß kommen :) Und wir sind Vorreiter hehe
Hi maximum,
AntwortenLöschendie Touchgenauigkeit hat sich bei mir interessanter Weise stark erhöht, als ich das Microsoft Surface Pack installiert habe. Die darin enthaltenen Applikationen scheinen deutlich besser für Multitouch ausgelegt zu sein.
Der Preis für die Konfiguration ist sicherlich unschlagbar! Die SSD aber auch ein Muss. Das Thema Handy auflegen und Daten übertragen klingt zwar cool, aber irgendwie will mir da die technische Umsetzung nicht so wirklich einfallen...NFC?
In Sachen biegen kann ich hoffen, dass dir das Zeug nicht an der Kante Stelle blind wird, was ich jetzt mal befürchte. Schick doch mal Bilder, wenn du durch bist.
In Sachen Apps bin ich bei Android noch nicht begeistert, da die meisten eher lieblos hingeschustert wirken. Sicherlich wird sich das mit der Zeit ändern und Android ist ein lebendiges und kommunikatives OS, aber bislang ist für mich auch Optik relevant und da ist der Einsatz von XBMC mit Skins gerade gut. Mein nächster Post könnte für dich hier auch interessant sein. ;)
Da bislang meine Hauptanwendungspunkte tatsächlich im Bereich der Medien liegen, wird sich der Rest vielleicht später ergeben. Ich bin der Meinung, dass es einfach an wirklich guten intuitiven Programmen aka Anwendungen fehlt, die man mit unserer Lösung bedienen kann. Ein Brettspiel wäre allein schon echt genial.
Blöder Weise fehlt mir halt auch die Zeit, um weitere Anwendungen selbst zu entwickeln..einiges habe ich mal in VRML probiert, auch Flash war eine Zeit lang im Rennen. Vielleicht schafft man es in html5 jetzt? Interessant wäre, ob es dafür überhaupt schon größere Entwicklerstuben gibt, denn ich teile deine Meinung, dass wir da Vorreiter eines coolen Gadgets sind. :)